Die unaufhaltsame Liebe zum Backen ...
Ein ungeschriebenes Gesetz
Der Gründer unserer Handwerksbäckerei wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren. Sein Vater, Johann Dietrich “der zweite” hatte den Schmiedebetrieb von seinem Vater übernommen. So war es in dieser Zeit üblich. Fast wie ein ungeschriebenes Gesetz: Der Sohn lernte vom Vater, arbeitete Seite an Seite mit ihm und trat später in dessen Fußstapfen. So sicherte die nächste Generation den Fortbestand des Familienunternehmens und damals oft auch das Auskommen der Eltern im Alter.
So wäre normalerweise auch Johann Dietrichs Sohn Heinrich Schmied geworden – doch das Schicksal hatte andere Pläne. 1911 musste Johann Dietrich seinen Betrieb wegen Krankheit verpachten …
Heinrich hat seinen eigenen Traum!
Heinrich erinnerte sich an die Gespräche mit seinem Vater.“Wenn ich groß bin, werde ich Bäcker! ”, erzählte er ihm mutig als kleiner Stepke. Als sein Vater dann im Jahr 1915 starb, war Heinrich gerade 14 Jahre alt. Früh den Vater verloren, Erwachsenwerden in einer Welt im Krieg – doch der Traum von der eigenen Backstube überlebte all das.
Schon als Kind hatte diese ganz besondere Stimmung einer Backstube den kleinen Heinrich stets in ihren Bann gezogen: Der Duft der vielen Köstlichkeiten, die Bäcker, die kräftig und liebevoll die Teige kneteten und formten, um dann am Ende die schönsten Ergebnisse ihrer Arbeit in den Händen zu halten ... Genau das wollte er eines Tages auch spüren!
Davon würde er nie genug bekommen
Immer wieder träumte Heinrich den gleichen Traum: Er ging in eine Bäckerei. Dort angekommen hielt er erst mal inne – und atmete gaaaanz tief ein. Oh dieser Duft! Davon würde er nie genug bekommen. Er lief in die Backstube mit den riesigen Backöfen. Direkt daneben standen Regale mit den frisch aus dem Ofen geholten Broten und vielen anderen Leckereien. Der Bäckermeister reichte ihm ein noch warmes Brot. Sofort hielt er es an seine kleine Nase, um diesen einmaligen Wohlgeruch zu genießen. Der Meister klopfte dem strahlenden Jungen auf die Schulter und sagte schmunzelnd zu ihm: “Du hast das Herz zum Bäcker! ”
Der Weg zur eigenen Bäckerei
Erst nach dem Tod seines Vaters, war Heinrich alt genug, um seine Lehre zum Bäcker zu beginnen. Es vergingen drei weitere Jahre, bis er dann 1918 in Verden freudestrahlend seinen Gesellenbrief in der Hand hielt und mit sichtlichem Stolz präsentierte.
Doch Heinrich sah sich noch nicht am Ende seiner Reise. So nahm er jede Chance wahr und arbeitete die nächsten sieben Jahre lang in verschiedenen Bäckereien, bis er dann schließlich 1925 in Hamburg seine Meisterprüfung absolvierte – mit Erfolg!
Nun wurde die elterliche Schmiede abgerissen und Heinrich richtete voller Elan links und rechts von der Diele eine Backstube und einen kleinem Verkaufsladen ein. Im darauf folgenden Jahr 1926 eröffnete Heinrich, nach Inflation und Währungsreform, überglücklich seinen eigenen Betrieb.
Da kommt der Bäcker-Dierk!
Unbeirrt hatte Heinrich seinen Traum verwirklicht und damit den Grundstein für unsere Handwerks-Bäckerei Rotermundt gelegt. Von nun an unterstützte ihn sein Bruder Dietrich. Während Heinrich mit handwerklichem Geschick und größter Leidenschaft in der Backstube arbeitete, war sein Bruder fast täglich mit dem von Pferden gezogenen Bäckerwagen in der Umgebung bis hin nach Unterstedt und Ahausen unterwegs. Schnell wurde er überall als “Bäcker-Dierk” bekannt. Ab 1936 lieferte der Meister selbst seine Backwaren mit dem PKW in der Umgebung aus. Heinrich, inzwischen mit Anni verheiratet, war mehr als zufrieden. Mit ihrem Sohn Gerhard kamen bald noch die Elternfreuden hinzu. Eine passende Namenswahl, denn Gerhard bedeutet “Der Entschlossene”. Und entschlossen hielt die Familie durch, auch nach dem Bombenangriff 1945. Nichts konnte die Liebe zum Bäckerhandwerk zerstören.
In Vaters Fußstapfen
Es erfüllte Heinrich mit großer Freude, als sein Sohn Gerhard den Wunsch äußerte, in seine Fußstapfen treten zu wollen. Und so schrieb Gerhard mit viel Ehrgeiz und großer Passion die Familiengeschichte weiter und erlernte von 1956 bis 1959 im väterlichen Betrieb in Holtum und in Verden das Handwerk. Der junge Bäckergeselle vertiefte sein Wissen weiter und wurde 1964 schließlich Bäckermeister. Zwei Jahre später wurden Backstube, Laden und Wohnung erweitert und modernisiert. Fünf Jahre lang arbeiteten Vater und Sohn Seite an Seite. Dann, im Jahre 1969, übergab Heinrich den Familienbetrieb zufrieden an seinen Sohn Gerhard.
Begehrte Backwaren
Die handwerklichen Backwaren waren auch in den Nachbarorten sehr begehrt und so eröffnete Gerhard am 20. Juni 1984 feierlich die erste Filiale in Daverden. In die Backstube zog ein riesiger Doppelbackofen mit je sechs Etagen ein und weitere moderne Geräte wurden angeschafft: Unter anderem eine automatische Brotabwiegevorrichtung und eine Schneidemaschine. Das erleichterte die Arbeit enorm. Die Nachfrage wuchs stetig und so wurden weitere Filialen eröffnet: 1989 in Kirchwalsede und 1997 in Dauelsen. Doch bei allem Fortschritt wurde stets auch an den traditionellen Werten des Bäckereihandwerks festgehalten.
Der Enkel des Firmengründers
Auch der jüngste Enkel des Firmengründers, Horst Rotermundt, wuchs direkt über und auch in der Backstube heran. Und mit ihm wuchs die Liebe zum Bäckerhandwerk. Schon in jungen Jahren erzählte er seinem Opa Heinrich, dass er auch mal Bäckermeister werden würde ... und Konditor.
Auf die Frage seiner Mutter, warum denn auch Konditor, antwortete er: “damit ich später für meine Frau die allerbesten Kuchen weit und breit backen kann! ” So gab es für ihn nur einen Weg: Seine Begeisterung für das Backen sollte auch seine Berufung werden. Kein Wunder, dass er die Lehre zum Bäcker mit Bravour als Innungsbester abschloss.
Bald darauf folgte seine Ausbildung zum Konditor. Aus den Prüfungen ging er erfolgsgekrönt als Landesbester und Vierter beim Bundesentscheid hervor. Im Jahr 1994 hielt er dann endlich seinen eigenen Meisterbrief für das Bäckerhandwerk in den Händen.
“Wenn das Herz dabei fehlt, wirst du kein Glück finden”
“Wenn du etwas machst, was dir eigentlich gar nicht gefällt, dann kannst du vielleicht andere damit glücklich machen, aber du selbst wirst es nicht. Denn, wenn das Herz dabei fehlt, wirst du kein Glück finden! ” Und er fügt hinzu “Also, ich verstehe Opa Heinrich absolut.”
“Doch ganz entscheidend für den Erfolg und das Durchhaltevermögen sehe ich das Mitwirken der Frauen. Damals wie Heute. Ohne diese enorme Unterstützung hätten wir niemals das geschafft, was wir gemeinsam geschaffen haben. Das war bei Opa Heinrich und Oma Anni so und auch bei meinen Eltern. Und ganz klar ist es auch heute noch so, bei mir und meiner Birgit.”
Fortschritt und Tradition
Mit Freude und einem Kopf voller Ideen übernimmt Horst Rotermundt am 01.Mai 2000 die elterliche Bäckerei. Tatkräftig modernisiert und erweitert er den Betrieb, sodass er am 13. Juni 2002 mitten in Verden’s Fußgängerzone die nächste Filiale eröffnen kann. Im April 2011 folgt am Standort Etelsen das sechste Fachgeschäft mit einem einladenden Café. Einfach ideal für eine kleine Auszeit. Doch sein Ziel ist nicht das Wachsen um jeden Preis.
“Ich möchte vielmehr das echte Bäckereihandwerk erhalten, denn Fortschritt und Tradition können sehr gut zusammen funktionieren. Natürlich freue ich mich, wenn ich sehe, dass die Menschen wieder mehr Wert auf gute Qualität legen. Neben den ausgewählten Zutaten und traditionellen Fertigkeiten ist Zeit und kein Schnick Schnack eine ganz entscheidende Zutat bei unseren Backwaren. Die Aromen entfalten sich nämlich dann erst so richtig. Es liegt doch an uns allen das Echte zu erhalten.”
Und heute?
Heute finden hier rund 30 Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Auszubildende einen sicheren Arbeitsplatz. Dabei ist uns wichtig, dass sich wirklich jede und jeder Einzelne in unserem Team wohl fühlt und der Zusammenhalt als stärkende Antriebskraft gelebt wird. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Fachgeschäften dürfen sich für jeden einzelnen Kunden Zeit nehmen. Das ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich. Aber Persönlichkeit ist uns einfach wichtig und es macht auch allen mehr Freude.
Wir fragen uns immer wieder, was wir noch besser machen können. Dafür tauschen wir uns auch im Team und mit unseren Kunden aus. Konstruktive Kritik nehmen wir nicht persönlich, sondern als Chance wahr, weiter zu wachsen. Wir wollen eine Arbeit, mit der wir uns identifizieren können. Das gibt uns ein gutes Gefühl und die Aufgaben gehen uns leichter und mit mehr Freude von der Hand.